Wien, 10. Juli 2019 – Mehr als 2 Millionen Menschen in Österreich
leiden an unheilbaren
Erkrankungen des Immunsystems.
Betroffene dieser chronischen Erkrankungen wie
Psoriasis,
rheumatoider Arthritis oder chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen, können
nicht geheilt werden. Alle genannten
Erkrankungen haben jedoch gemein, dass sie gut
behandelbar
sind. Biologika – also biotechnologisch hergestellte Arzneimittel –
haben große
Fortschritte in der Behandlung gebracht und dank
dieser wirksamen Therapien konnte die
Lebensqualität der
Betroffenen bereits entscheidend verbessert werden. Wird mit Hilfe
neuer
Forschungen die Zukunftsvision einer Beschwerdefreiheit
und Kontrolle über die Erkrankung
Realität? Das
biopharmazeutische Unternehmen AbbVie gibt einen Ausblick auf die
aktuellen
Entwicklungen.
Bei einer Autoimmunerkrankung führt eine Überfunktion des Immunsystems zu einer Fehlsteuerungund der Körper kann nicht mehr zwischen körpereigenen und körperfremden Proteinenunterscheiden. Das defekte Immunsystem reagiert und bildet bei manchen Erkrankungen wieGelenks- und Darmerkrankungen Abwehrzellen gegen den inneren Feind. Bei manchenErkrankungen wie der Haut kommt es wiederum, bedingt durch die Überfunktion des Immunsystems,zu einer Entzündung. Um die Erkrankung erfolgreich zu kontrollieren, stehen heute nebenkonventionellen Möglichkeiten auch moderne Systemtherapien zur Verfügung. Was aber verstecktsich hinter Begriffen wie Tumor-Nekrose-Faktor-alpha & Interleukin?
Biologika greifen gezielt ins Krankheitsgeschehen ein
„Biologika werden in biotechnologischen Verfahren hergestellt.
Sie haben die Aufgabe, natürlicheEiweißkörper, auch Proteine genannt,
nachzuahmen bzw. Funktionen natürlicher Eiweißkörper zublockieren“,
erklärt Dr. Isabella Presch, Medical Director bei AbbVie in
Österreich. Sie greifen gezieltin die Reaktionen des Körpers ein, um
Entzündungsprozesse aufzuhalten. Biologika werden unterdie Haut
gespritzt bzw. injiziert oder als Infusion verabreicht. Beispiele für
biotechnologischhergestellte Arzneimittel sind z.B. Hormone, Insuline
und eben auch bestimmte monoklonaleAntikörper, wie sie bei der
Behandlung der Psoriasis (auch Schuppenflechte genannt) eingesetztwerden.
Antikörper sind wichtiger Bestandteil des Immunsystems – zuviel
davon kann krank machen
Jeder Mensch bildet in einem natürlichen Prozess Antikörper.
Das sind Eiweiße, die sich zumBeispiel im Blut befinden und als
Reaktion beim Eindringen von Fremdstoffen wie Bakterien oderViren
entstehen. „Die Leistung von Antikörpern im menschlichen Organismus
besteht darin,bestimmte Strukturen, wie beispielsweise
Oberflächenstoffe von Bakterien, spezifisch im Körper zufinden und
über eine entsprechende Bindung den Stoff, wie beispielsweise das
Bakterium, zublockieren bzw. zu töten“, erläutert Prim. Univ.-Prof.
Dr. Robert Strohal, Leiter der Abteilung fürDermatologie und
Venerologie am Landeskrankenhaus Feldkirch, Universitäres Lehrspital.
Antikörper haben somit eine schützende Wirkung und dienen dem Immunsystem. BeiImmunerkrankungen kommt es zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems. UnterschiedlicheFaktoren wie Stress, eine Verletzung oder eine Infektion können diese Fehlreaktion auslösen.Aufgrund der genetischen Basis kommt es zu einer überschüssigen Reaktion der Abwehrkräfte: Eswerden zu viele Zellen oder Antikörper gebildet, die in Folge körpereigene Strukturen wie Gewebeoder Organe angreifen. Es kommt zur Schädigung aufgrund der andauernden Entzündungsreaktion.Psoriasis-Patienten entwickeln beispielsweise rötliche, schuppende und mitunter schmerzhafteHautveränderungen. Monoklonale Antikörper neutralisieren oder regulieren gezielt diesesEntzündungsgeschehen indem sie entzündungsfördernde Botenstoffe, Zytokine, binden. Dazuzählen TNF-alpha und Interleukine, die bei autoimmunologischen Erkrankungen vermehrt produziertwerden. Monoklonale Antikörper sind also Eiweißkörper mit gezielter Wirksamkeit, die einechronische Entzündung zum Stillstand bringen können.
Welche Botenstoffe Entzündungen fördern und wie man sie
stoppt
Zu den entzündungsfördernden Botenstoffen zählen
zum Beispiel Tumor-Nekrose-Faktor-alpha(TNF-alpha), Interleukin 17 und
Interleukin 23, die beispielsweise auch bei Psoriasis
überschüssigausgeschüttet werden. Biologika blockieren gezielt diese
Botenstoffe, die der Kommunikationzwischen den Zellen dienen. Demnach
stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung:
DerTNF-Alpha-Blocker hemmt den Entzündungsbotenstoff TNF-alpha. Die
Wirkung der Interleukine aufdas Immunsystem ist sehr unterschiedlich,
weshalb sie in Untergruppen unterteilt werden, die durchZahlen
gekennzeichnet sind. So unterbinden neue Antikörper die Aktivität der
Interleukine 12 und23. Interleukin 23 ist ein Schlüsselbotenstoff, der
Entzündungsprozesse bei bestimmtenautoimmunologischen Erkrankungen
hervorruft und verstärkt. Dr. Isabella Presch fasst zusammen:„Es gibt
verschiedene Therapieansätze bei Biologika und selbst in jeder
Therapieklasse gibt esUnterschiede, je nachdem wo sie ansetzen und wie
stark oder schwach sie binden.“
Auf die Endung kommt es an
Monoklonale Antikörper enden
auf UMAB, ZUMAB oder XIMAB. All das gibt Auskunft über denUrsprung.
Zunächst einmal enden alle Wirkstoffnamen für monoklonale Antikörper
mit -MAB, ausdem Englischen für monclonal antibody. Die Silbe vor -MAB
weist auf den Ursprung desmonoklonalen Antikörpers hin. Chimäre
Antikörper enden mit -XIMAB und enthalten einenbeträchtlichen
Mausanteil. Humanisierte Antikörper mit der Endung -ZUMAB sind
menschlicheAntikörper, die nur an der Andockstelle einen Mausanteil
haben. Vollkommen humane Antikörperheißen am Ende -UMAB.
Behandlungs-Erfolge bei Psoriasis-Betroffenen
In der
Vergangenheit ist man bei Psoriasis von einer reinen Hautkrankheit
ausgegangen, die miteinem kleinen topischen Therapiespektrum an
Cremen, Salben, Kortison und/oder Lichttherapienbehandelt wurde. Heute
weiß man, dass Psoriasis eine Systemerkrankung ist. Für den Einsatz
derSystemtherapien bei Psoriasis ist entscheidend, wo und wie schwer
die Entzündung auftritt. Rötliche,schuppende Stellen an der Kopfhaut,
in den Leisten, unter der Brust oder im Genitalbereich könnensehr
belasten. Topische Therapien eignen sich nur bedingt für diese
speziellen Körperregionen. EineSystemtherapie, die innerlich wirkt,
kann dabei helfen, diese massiven Beschwerden wieder in denGriff zu
bekommen. Hautärzte verwenden verschiedene Methoden, um den
Schweregrad derPsoriasis und die Belastung im Alltag zu bestimmen. Der
Psoriasis Area and Severity Index, kurzPASI, ist ein wichtiges
Messinstrument, um die Ausdehnung und Schwere der Psoriasis
zubeurteilen. Dazu wird der Körper in Kopf, Arme, Stamm und Beine
unterteilt und die Fläche derHautveränderung bewertet. Bei der Schwere
der Erkrankung bestimmt man Rötung (hellrot bisleuchtend rot), Dicke
(gering bis stark) und Schuppenbildung (fein bis stark). Der PASI
erfasst jedochnicht den Juckreiz sowie die Auswirkung der Psoriasis
auf das Leben. „Neueste Biologika, habenmittlerweile die Fähigkeit, in
einem sehr hohen Prozentsatz PASI 90-, ja sogar PASI 100-Wertebeim
Patienten hervorzubringen. Dies bedeutet die praktische, wie absolute
Abheilung derSchuppenflechte beim Patienten und geht auch mit der
höchsten Zufriedenheit einher“, betontPrim. Univ.-Prof. Dr. Robert Strohal.
Vom Wirkstoff zum Medikament
Stillstand der Krankheitsaktivität bei einer chronischen
Erkrankung ist das Ergebnis von Fortschrittenin der Behandlung sowie
dem frühen Zugang zu klinischen Studien und innovativen
Wirkstoffen.Laut „Innovation Union Scoreboard 2017“ (IUS) der
Europäischen Kommission gehört Österreichnicht nur zu der Gruppe der
„Strong Innovators“, sondern liegt mit einer Forschungsquote von
3,12Prozent weit über dem EU-28-Durchschnitt von 2,03 Prozent.1
„Neue Medikamente sind in den wenigsten Fällen ein Zufallsprodukt: Von der Entdeckung einesBehandlungsansatzes bis zu einem fertigen und zugelassenen Wirkstoff, dauert es im Allgemeinen10 bis 12 Jahre“, erläutert Dr. Isabella Presch, die in Österreich auch die klinischen Studien desUnternehmens leitet. Dass ein Wirkstoff überhaupt in eine klinische Prüfung kommt, ist abhängigdavon, ob die Wirksamkeit und Sicherheit gegeben sind. In der wichtigen und entscheidendenklinischen Forschung angekommen, werden in den so genannten Phase-I bis Phase-III-StudienWirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs unter Beweis gestellt. Nach etwa 10 Jahren erfolgreicherForschung kommt es schließlich zur Zulassung, gefolgt von Phase-IV-Studien, die weitere Datenzum zugelassenen Medikament hervorbringen. AbbVie führt in Österreich derzeit 42 klinischeStudien durch und blickt auf über zehn Jahre Expertise in der Erforschung von Erkrankungen desImmunsystems zurück.
Fact sheets
Daten & Fakten zur Schuppenflechte auf einen Blick
IL-23 und seine Rolle bei immunvermittelten Krankheiten
TNF-alpha und seine Rolle bei chronisch entzündlichen Erkrankungen
1 Pharmig.at: Daten & Fakten 2018. Arzneimittel und Gesundheitswesen in Österreich. S.28