Skip to main content

Magnified mit Dr. Nicole Selenko-Gebauer

AbbVies Vice President, Global Medical Affairs liebt es, „wunderschöne“ Probleme zu lösen. Hier erfahrt ihr, wie die Neugierde dieser Führungskraft eine Verbindung zwischen Wissenschaft und den aus dem Leben gegriffenen Bedürfnissen von Patient*innen schafft.

In der „Magnified“-Reihe werfen wir einen genaueren Blick auf prägende Erfahrungen und berufliche Laufbahnen von AbbVie-Führungskräften. Heute ist Dr. Nicole Selenko-Gebauer, Vice President, Global Medical Affairs, von AbbVie im Portrait. Ihre Neugier, ihre Liebe für komplexe Probleme und ihr Verständnis dafür, dass im Leben nicht immer alles glatt läuft, helfen ihr dabei, den Balanceakt zwischen ihren beruflichen Aufgaben als weltweite Leiterin eines der größten R&D-Teams von AbbVie und ihrem Privatleben mit fünf Kindern zu meistern.

 

Nicole, du bist in Österreich aufgewachsen. Was hat dich dazu inspiriert, deine berufliche Laufbahn im Bereich Wissenschaft und Medizin einzuschlagen?

Meine Mutter war meine größte Inspiration. Sie war Biologielehrerin und hat das Unterrichten geliebt. Sie unterrichtete nicht die klassischen Inhalte aus Lehrbüchern, sondern brachte aktuelle wissenschaftliche Artikel mit in den Unterricht. Ich erinnere mich daran, wie stolz sie war, dass ihre Schüler*innen ihr alle zuhörten – ich konnte das als Kind nicht recht glauben und besuchte daher manchmal ihren Unterricht, um zu schauen, ob es stimmte. Und tatsächlich inspirierte sie einige ihrer Schüler*innen dazu, in die Wissenschaft zu gehen. Als ich jung war, erlebte ich ihre Leidenschaft und ihre Neugier jeden Tag und ich weiß, dass ich viel davon in mir trage.

Mein Bruder ist Biochemiker – es hat also auch auf ihn abgefärbt. Mein Vater war Geschäftsmann. Ich sage immer, dass ich die Leidenschaft für die Wissenschaft von meiner Mutter übernommen habe und das Interesse daran, wie Organisationen aufgebaut sind und funktionieren, von meinem Vater.

Deine Karriere hast du als Wissenschaftlerin in der Immunologie begonnen und bist nun Leiterin einer großen globalen Organisation. Wie bist du dort hingekommen, wo du heute bist?

Mein Plan war es, Biochemie zu studieren, denn ich habe mich sehr dafür interessiert, wie Zellen und Organismen funktionieren. Als ich zur Universität ging, um mich einzuschreiben, sah ich dort Wissenschaftler*innen in einem Labor arbeiten. In dem Moment  - ich war 17 oder 18 Jahre alt – wurde mir klar, dass das nicht der Ort war, an dem ich mich in der Zukunft sah. Ich entschied mich daher, Medizin zu studieren, um die Wissenschaft mit der menschlichen Komponente zu verbinden – also letztlich Menschen mit Menschen zu Verbinden..

Nach meinem Studium arbeitete ich am Institut fuer Immunologie der Universitaet Wien, t mit dem Fokus auf der Charakterisierung von monoklonalen Antikörpern. Ich entschloss mich fuer eine zweite Assistenzstelle danach an der Universitaetsklinik fuer Dermatologie. Während ich als Immunologin in der Dermatologie arbeitete, eröffnete sich mir die Chance, eine Ambulanz für Bioimmuntherapie aufzubauen. Ganz neuartige Arzneimittel, wie zielgerichtete Biologika wurden in klinischen Studien getestet und später für Plaque-Psoriasis zugelassen. Aufgrund meiner besonderen Fachkenntnisse arbeitete ich eng mit Pharmaunternehmen zusammen. Eines Tages bot sich mir dann die Gelegenheit, in die Pharmaindustrie zu wechseln – und ich wagte den Sprung.

Heute leite ich das Team Global Medical Affairs. Wir sind in unserem Unternehmen weltweit die größte Gruppe von Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen. Wir sind das klinische und medizinische Gegenstück zu unseren Development- und Commercial-Teams. Wir zeigen die klinische Bedeutung in unserer Pipeline auf und schlagen die Brücke zur klinischen Praxis. Wir verbinden die Wissenschaft mit den Bedürfnissen der Patient*innen in der klinischen Praxis und erörtern, wie Arzneimittel verwendet werden sollten, indem wir wichtige klinische Fragen beantworten. All das tut mein Team, weltweit an allen Standorten.

 

War das dein Plan für deine berufliche Laufbahn?

Es klingt vielleicht nicht logisch, aber ich habe meine berufliche Laufbahn bewusst nie zu weit im Voraus geplant und hatte auch keine geradlinige Entwicklung vorgehabt. Wege entstehen im Gehen. Ich wusste, dass ich in meinem Leben viele verschiedene Rollen einnehmen wollte: als Frau, Ehefrau, Mutter und Wissenschaftlerin. Was ich nicht wusste oder getan habe, war konkrete Pläne aufzustellen, wie ich diese Ziele erreichen würde.

Wenn ich alles durchgeplant hätte, hätte ich viele wunderbare Überraschungen auf dem Weg verpasst. Mein eigenes Erfolgsrezept war daher: flexibel bleiben, herausfinden, wer ich bin und was ich gut kann wie auch im Leben auch mal Umwege in Kauf nehmen. Man kann nur einen Fuß vor den anderen setzen und manchmal führt der nächste Schritt ins Ungewisse. Aber ich bin überzeugt, dass wir tief im Inneren immer wissen, wohin wir gehen wollen.

 

Was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten? Woraus ziehst du deine Leidenschaft?

Was mich antreibt und mich glücklich macht ist, Berge zu versetzen. Ich liebe komplizierte Dinge. Ich ertappe mich oft dabei, wie ich mir denke: „Ist dieses Problem nicht wunderschön...?“ Manchmal erscheinen Dinge so komplex und beinahe unüberwindbar. Aber ich finde, dass in komplexen Problemen auch sehr viel Schönheit steckt. Ich lerne so viel und darf mit anderen zusammen an Lösungen arbeiten. Wenn ich lerne, entwickle ich mich, und wenn ich mich weiterentwickle, bin ich glücklich.

Was mich ebenfalls zum Lächeln bringt ist, wenn es uns gelingt, eine ganz neue Magie zu kreieren. Das schaffen wir, wenn wir das, was wir tun, mit anderen großartigen Teams teilen. Führungskräfte, die die gleiche Denkweise haben, kommen zusammen und bewegen etwas Großes. Ich bin stolz darauf, ein so starkes und wunderbares Team bei AbbVie zu repräsentieren. Wir versetzen Berge, um Patient*innen zu helfen. Dafür investieren wir in unsere Fähigkeiten und arbeiten mit HCPs auf der ganzen Welt zusammen.

Mein Werdegang in der Immunologie bedeutet auch, dass ich mich für zielgerichtete Therapien begeistere. Wenn wir die Wirkmechanismen eines Moleküls verstehen – sei es ein Antikörper, eine niedermolekulare Verbindung oder ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat – können wir uns bereits die möglichen Auswirkungen für den klinischen Alltag vorstellen. Natürlich ist es nicht immer so einfach, aber grundlegende Fragen zu stellen und Wirkmechanismen zu verstehen ist für mich eine wahre Leidenschaft. Manchmal braucht es Mut, um die einfachen Fragen zu stellen. Aber wenn man sich traut, kann man so diese Magie freisetzen und das führt zu neuen strategischen Möglichkeiten, um Patient*innen zu helfen.  

Du bist eine leitende Wissenschaftlerin in einem Bereich, der traditionell sehr oft von Männern geführt wird. Was hast du auf deinem Weg gelernt, das du mit anderen teilen möchtest?

Wenn ich mit anderen Frauen an Gesprächen auf Führungsebene teilnehme, fällt mir immer wieder eins auf: Wir sprechen über die schönen, die positiven Seiten. Wir sprechen über Mut. Darüber, dass wir an uns selbst glauben. Und das ist wichtig. Denn damit helfen wir uns gegenseitig, uns weiterzuentwickeln. Aber wir müssen auch über die schwierigen Seiten sprechen. Alle Führungskräfte haben manchmal zu kämpfen und müssen Opfer bringen.

Frauen stehen vor besonderen Herausforderungen und es gibt nicht die eine richtige Antwort für die großen persönlichen und beruflichen Fragen, denen wir uns von Zeit zu Zeit stellen müssen. Uns wird gesagt, dass wir alles haben können – und bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Aber 1 + 1 ergibt nun mal immer noch nur 2. Je mehr wir tun, umso mehr verausgaben wir uns und das bedeutet auch, dass wir nicht allen Dingen die gleiche Zeit und Aufmerksamkeit schenken können. Wir müssen uns entscheiden. Es ist unglaublich wertvoll, wenn wir den Mut finden, um mit anderen darüber zu sprechen und unsere Erfahrungen zu teilen.

Auch Männer spielen in dieser Unterhaltung eine sehr wichtige Rolle, denn sie sind sowohl unterstützende Partner als auch Vorbilder im Privatleben und im beruflichen Alltag. Ich habe hier bei AbbVie das große Glück, dass Männer meine Partner im Business sind und wir auf Augenhöhe miteinander sprechen. Wir haben alle verschiedene Hintergründe und es herrscht Respekt und Anerkennung füreinander – unabhängig vom Geschlecht.

 

Du bist Mutter von fünf Kindern im Alter von 4 bis 20 Jahren. Wie schaffst du es, das Familienleben und deinen Job unter einen Hut zu bringen?

Ich habe viele Kolleg*innen in unterschiedlichen Ebenen in unserem Unternehmen, die vor besonderen und manchmal herausfordernden Situationen im Privatleben stehen. Ich sehe meine Situation nicht als besonders an und glaube auch nicht, dass ich Familien- und Berufsleben besser meistere als andere.

Für mich ist es wichtig, akzeptieren zu können, dass nicht immer alles glatt läuft. Ich habe eine fantastische Familie: es ist immer viel los, es ist herausfordernd und bei uns nimmt keiner ein Blatt vor den Mund. Und genauso ist es richtig. Aber es ist nicht immer einfach. Mit fünf Kindern in so unterschiedlichen Lebensphasen braucht immer eines deine Aufmerksamkeit. Manchmal herrscht Zuhause das Chaos und ich bin richtig müde. Und manchmal sage ich mir einfach, dass ich nicht alles tun kann.

Ich habe aber das Glück, von Menschen umgeben zu sein, die mich unterstützen. Ich habe einen Ehemann, der beruflich immer flexibel war, damit ich meine berufliche Laufbahn voll voranbringen konnte. Ich habe Eltern, die uns immer wieder bei der Kinderbetreuung sehr unterstützt haben. Ich hatte Mentoren – sowohl Frauen als auch Männer – die mich ermutigt und motiviert haben. Und ich arbeite für ein Unternehmen, in dem ich sein kann, wie ich bin, und wo ich weiß, dass mein Beitrag und meine Ansichten geschätzt werden. Dieser Halt erlaubt es mir, mich als Mensch und als Führungskraft zu entwickeln.